Wenn Jack White der White Stripes, der Raconteurs und der Dead Weather auf seinem eigenen Label Third Man Records Künstler, oder eine Band die Unterschrift unter einen Vertrag setzen lässt – dann nur, weil diese Band oder Künstler verdammt nochmal einzigartiges zu bieten hat. Ich bin nun nicht unbedingt ein gläubiger Anhänger des Herrn John Anthony Gillis aus Detroit, Michigan – doch in Bezug auf seinen musikalischen Geschmack hat er Fans und Kritiker noch zu keinen Zeitpunkt enttäuscht. Dementsprechend hoch waren natürlich die Erwartungen an die neueste Veröffentlichung der vier schwarzen Hexen von The Black Belles. Der Name ist Programm. Die Musik unverwechselbar. Einzig die staubtrockenen und krächzenden Gitarren-Riffs lassen den brechenden Geruch der White Stripes durch die löchrigen Fensterschlitze ziehen.
The Black Belles sind Ruby Rogers (Bass), Shelby Lynne (Drums), Lil’Boo (Synthesizer) und Olivia Jean (Vocals, Guitar, Organ). Ihr Sound ist dabei ungemein schwer einzufangen. Er wechselt seine Farben, taucht in überraschenden Momenten auf, verschwindet wieder auf mysteriöse Art und Weise und nur die Seele ist tief im Garage-Rock der 60er Jahre verwurzelt. Entdeckt von Jack White persönlich, veröffentlichten The Black Belles Ihre ersten Aufnahmen ‚ What Can I Do ‚ und ‚ Lies ‚ auf Third Man Records und bastelten sich dort eine Hommage an die damalige Zeit, während Ihre Musik zeitgleich in neue Gebiete eindringt. Das gleichnamige Debüt verzichtet auf Einleitungen und entfesselt seine Kräfte mit dem Eröffnungsstück ‚ Leave You With A Letter ‚ in einem ungehemmten Gitarren-Stampfer. ‚ In A Cage ‚ drückt die Synthies unter Wasser, Gitarren klatschen Applaus, lecken sich mit der Zunge über die trockenen Mundwinkel und schenken nach.
‚ Honky Tonk Horror ‚ stichelt, kratzt und springt wie ein gefangenes Tier unkontrolliert in seinem Gefängnis gegen die eisernen Stangen. Es ist ein furchteinflössendes Szenario, doch die Blicke lassen sich nicht abwenden, zu faszinierend die schockierende Darbietung und zu energetisch der aufbrausende Lärm. Ja es ist offensichtlich: Jack White hat das Album produziert. Doch The Black Belles scheuen sich nicht davor, die wilde Seite nach aussen zu kehren, spielen das meiste in einem minimalistischen Stil und so sticht auch die etwas seltsame und gruselige Orgel von Lil’Boo angenehm aus den restlichen Instrumenten hervor. Ein gutes Beispiel an dieser Stelle wäre ab der zweiten Minute im Stück ‚ The Wrong Door ‚. Mit ‚ The Tease ‚ taumeln wir dann erneut mit den vier Mädels durch einen obskuren Strudel aus Psych-Goth, wütenden Riffs, zerstückelten Pop-Melodien und durch das unantastbare Hoheitsgebiet der Dead Weather.
‚ Howl At The Moon ‚ ist eine kreischende Surf-Pop Nummer mit einem drückenden Bass und aufheulenden Gitarren, die mit sanften Erinnerungen zu Be Your Own PET versehen wurden. Mögen Sie in Frieden ruhen. ‚ Pushing Up Daisies ‚ ist ein Streifzug durch den Third Man Records Katalog und auch ‚ Not Tonight ‚ spielt mit diesen ominösen Untertönen.‘ Hey Velda ‚ beginnt langsam und grüblerisch, doch etwa in der Mitte verwandelt sich der Track in ein verrücktes und verzerrendes Durcheinander. ‚ The Black Belles ‚ liebt Garage-Rock und Gothic-Mädchen. Aber wer nicht? Natürlich verkörpern die vier Mädels ungemein viel der bewährten Bands, doch die stilprägenden Elemente der Black Belles dringen durch die freien Poren überdeutlich an die Oberfläche und es bleibt in jedem Fall sehr spannend, wohin uns das Quartett in den nächsten Jahren noch führen wird.
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