THE PINK ALBUM von UNLOVED, dessen Titel vom Artwork von Julian House inspiriert wurde, enthält auf seinen 22 Tracks Kollaborationen mit Jarvis Cocker, Étienne Daho, Raven Violet und Jon Spencer.
Das dritte Album der Band Unloved ist mit Sicherheit ein elementares Opus Magnum. Reich an komplizierten klanglichen Hürden, musikalischen Referenzen, die mit totaler Hingabe verdreht und herumgeworfen werden, ist dies Abwechslung in Extremen. Unloved wurde von dem Komponisten Keefus Ciancia und der Sängerin Jade Vincent (die zusammen als Vincent & Mr. Green Musik gemacht hatten) und dem DJ / Elektronikmusiker David Holmes (Stephen Soderbergh’s Oceans-Trilogie) gegründet und kamen zusammen, um Songs für die BBC America-Serie Killing Eve zu schreiben und aufzunehmen. Ihre neues Album – eine Mischung aus 60er Filmmusik (Ennio Morricone und John Barry), 60er Pop und Psych – ist ein 22-Song-Doppel-LP-Opus, das sich wie eine Tour durch all die Orte anfühlt, an denen man um 3 Uhr morgens nicht sein sollte: verrauchte Hinterzimmer, billige Kneipen, Pokerspiele in modrig riechenden Kellerräumen, heruntergekommene Motels, spätabendliche Diners, schwach beleuchtete Parkhäuser und Unterführungen.
Wenn „The Pink Album“ ein Film wäre, wäre es wahrscheinlich ein Horrorfilm: „I Don’t Like You Anymore“ ist in einen hauchdünnen Hall gehüllt und bewegt sich irgendwo zwischen einer Trennung und einer Séance. Später klingt Vincent bei „Walk On, Yeah“ wirklich verfolgt, die Art von apokalyptischem Fackellied, das Unloved besser hinbekommen als jeder andere. Wie von einer Gruppe mit zwei preisgekrönten Komponisten zu erwarten, verfügt das Trio über ein enzyklopädisches Wissen über Popmusik. Die Art und Weise, wie Unloved dieses Wissen nutzen, bleibt atemberaubend, ob sie ihre Vorliebe für Retro-Sounds auf den wirbelnden Streichern und der Elektronik im Opener „Rainbrose“ hinter sich lassen oder die Nostalgie für ihre eigenen Zwecke mit Suicide-meets-Shangri-Las Nervenkitzel in „ Girl Can’t Help It“ untergraben oder den Glam-Rock-Beat, der „Mother’s Been a Bad Girl“ mit schlurfenden Schritten untermauern.
So brillant die Produktion, die Arrangements und das Sounddesign von „The Pink Album“ auch sind, es fehlen die konsequent denkwürdigen Kompositionen des vorherigen Album. Wann immer Vincent’s Gesänge von Effekten überdeckt werden – was öfter vorkommt, als es sollte – klingt das Album eher nach Schauspielmusik als nach dem messerscharfen High-Concept-Pop, den Unloved in der Vergangenheit lieferte. Doch es bleibt exquisite Kost, manchmal schockierend, aber auch zärtlich, intim und sinnlich, grübelt das Album über die Schattierungen der Liebe nach.