SURFER ROSA der PIXIES ist seltsam, glühend laut, schrecklich disharmonisch und absolut belebend.
Noch vor der eigentlichen Veröffentlichung Ihrer Debütplatte „Come On Pilgrim“ aus dem Jahr 1987, schlug die Band samt Chef Ivo Watts-Russell vom Label 4AD vor, danach wieder ins Studio zu gehen um dann ein komplettes Album einzuspielen. Ursprünglich hätten diese Aufnahmen in den Fort Apache Studios stattfinden sollen, wo bereits das legendäre „The Purple Tape“ und die EP „Come On Pilgrim“ entstanden, doch wegen Unstimmigkeiten zwischen dem Band Manager Ken Goes und dem Produzenten Gary Smith (The Purple Tape) entschieden sich die Pixies für einen neuen Produzenten samt neuen Studio. Auf Anraten eines Kollegen von 4AD, entschied sich Watts-Russell für Steve Albini, Frontmann von Big Black sowie Toningenieur und Produzent. Nachdem Albini eine Kopie von „Come On Pilgrim“ zugeschickt wurde, erschien Albini nach Einladung von Ken Goes auf deren Dinner-Party im Hause von Schlagzeuger David Lovering. Albini traf dort die gesamte Band und besprach mit Ihnen die Einzelheiten zur neuen Platte. Am darauffolgenden Tag ging es schließlich für die Pixies zurück in die Studios.
Wie schon auf „Come On Pilgrim“ zeigt auch „Surfer Rosa“ einen typischen Mix aus musikalischen Stilrichtungen wie Pop-Gitarren-Songs in „Broken Face“, „Break My Body“ und „Brick Red“ zum Kontrast langsamer und melodischeren Stücke wie „Where Is My Mind?“. Das Album enthält insgesamt schweres Material und das gut sichtbare Merkmale der Band: Die stimmgewaltige Dynamik von Black Francis. Alle Texte stammen mit Ausnahme von „Gigantic“, das mit Kim Deal verfasst wurde, ausschließlich von Francis selbst. Des weiteren findet sich nur auf diesem Track Kim Deal als Leadsängerin wieder. Eine Ausnahme die auch in den späteren Veröffentlichungen nicht mehr wiederholt wurde. Inhaltlich befassen sich die Songs mit Verstümmelungen in „Break My Body“ und „Broken Face“, während man in „Tony’s Theme“ Querverweise zu Superhelden finden kann. „Gigantic“ beschäftigt sich mit Voyeurismus und surrealistische Texte sind auf „Bone Machine“ und „Where Is My Mind?“ zu finden.
Referenzen zu Puerto Rico zeigen sich auch dieses Mal wieder in den Tracks „Oh My Golly!“ und „Vamos“. Letzterer erschien bereits auf „Come On Pilgrim“ und wurde für „Surfer Rosa“ noch einmal neu aufgenommen. Insgesamt finden sich viele Themen aus der EP hier wieder, aber im Gegensatz zu späteren Veröffentlichungen, beschäftigt sich „Surfer Rosa“ nicht mit einem übergreifenden Thema. Andere ungewöhnliche und ausgefallene Themen sind ebenfalls auf dem Album zu hören. So erzählt „Cactus“ von einem Häftling, der ein Photo seiner Freundin samt blutbefleckten Kleid sehen will. Die Inspiration für „Where Is Mind?“ fand Francis beim Tauchen in der Karibik. Er sagte später, er habe „this very small fish trying to chase me. I don’t know why – I don’t know too much about fish behavior.“
„Surfer Rosa“ wurde in Großbritannien auf 4AD am 21. März 1988 veröffentlicht, das anschließend die UK Indie Charts stürmte. Es verbrachte daraufhin 60 Wochen auf den Plätzen Eins und Zwei. Bis August gab es die Platte in Amerika nur als Import Version und das, obwohl das Label weltweite Vertriebsrechte für die Pixies hatte, gab es dennoch keinen Weg zu einem Händler außerhalb des Vereinigten Königreichs. Erst als das Label ein Vertriebsabkommen mit der amerikanischen Niederlassung von Rough Trade unterzeichnete, erschien das Album auf Vinyl und Kassette als Teil des ‚ Surfer Rosa / Come On Pilgrim ‚ Release. Während man in Großbritannien die beiden Veröffentlichungen zusammen als CD erwerben konnte, entschied man sich in den USA für zwei getrennte Versionen. Diese erschienen erstmals im Januar 1992 als erste Platte auf Elektra Records.
2005 erhielt „Surfer Rosa“ das Gold-Zertifikat der Recording Industry Association of America – 17 Jahre nach dem eigentlichen Release. „Gigantic“ blieb dabei die einzige Single aus dem Album. Der B-Seiten-Track „River Euphrates“ wurde von Gil Norton in den Blackwing Studios London Anfang Mai 1988 neu aufgenommen und erhielt durchweg positive Resonanzen seitens der Kritiker. Die Single erreichte allerdings nur eine Woche die Top 100 und landete dort auf Platz 93 der UK Single Charts. Trotz der schlechten Verkaufszahlen von „Surfer Rosa“ und „Gigantic“ meinte Ivo Watts-Russell zufrieden: „The response to the album was times five compared with Come On Pilgrim.“
Als Rough Trade die beiden Platten zusammenlegte, bekam der geneigte Fan zum offiziellen Debüt ein tolles Mini Album mit dazu. Und auch wenn man sich darüber nun freuen kann, diese beiden Platten auf einer Scheibe zu haben, so läuft die Sequenzierung von „Come On Pilgrim“ zu „Surfer Rosa“ doch ein wenig verwirrend. Schließlich haben beiden Werke unverwechselbare Klänge, die somit ein bisschen aufeinander prallen. Die Produktion von Steve Albini ist auf „Surfer Rosa“ metallisch und sparsam, es ist schwarz und weiß, ohne Grautöne und ohne Farben. „Come On Pilgrim“ auf der anderen Seite glänzt dagegen mit Graustufen und bunten Farben, während natürlich die aufsteigenden Kontraste der beiden Platten sehr interessant erscheinen. Zwar werden es einige Fans mögen die beiden Alben auf einer Disc zu haben, doch ist die Entscheidung Sie einzeln zu kaufen die Bessere – auch wenn Sie nicht unbedingt die Kostengünstigere sein muss.