Editrix – Tell Me I’m Bad

Kategorie: Albums, Indie Rock

KLANGSTART: Februar 2021

Wendy Eisenberg ist nicht nur Solokünstlerin, die vor ein paar Jahren das Album Auto veröffentlichte, sondern auch Sängerin der Band EDITRIX, einem Trio aus West-Massachusetts mit einer kranken und chaotischen Version des DIY-Indie-Pop.

Bei ihrem Debüt „Tell Me I’m Bad“ wechseln Editrix schneller durch Permutationen von Metal und Punk, als wir Schlagwörter für die zahllosen Subgenres auf sie werfen können. Für eine solide halbe Stunde dreht und windet sich das schlanke und laute Trio aus Massachusetts durch Math Rock und verprügelnde Zusammenbrüche, indem es Rhythmen einkassiert, die laut, poppig und matschig sind, um damit alles in unseren Schubladen zu verwüsten, was wir besitzen. “Tell Me I’m Bad” windet sich, zappelt und jagt dahin, ohne jemals in experimentelles Noise Rock Gebiet abzubiegen. Stattdessen verwendet die Band diese Sounds, um ein unkompliziertes und hektisch treibendes Album über Verwundbarkeit zu veröffentlichen.

“Tell Me I’m Bad expressing interest in someone, even flirting with someone, and wanting so badly to hear what they think about you that you might not even believe it when you hear it“, so die Worte von Eisenberg. Musik-Nerds kennen die Sängerin und vollendete Gitarrenheldin Wendy Eisenberg vielleicht aus ihrer freien Improvisation, ihrer früheren Arbeit mit dem Bostoner Noise-Rock-Quartett Birthing Hips oder ihrem künstlerischen Soloausflügen. „Brainy“ ist ein Wort, das im Gespräch um Eisenberg’s Musik häufig vorkommt. Das gilt auch für Editrix. Wenn wir Eisenberg mit dem Bassisten Steve Cameron und dem Schlagzeuger Josh Daniel zuhören, wird es beinahe jeden Teil unseres Gehirns ansprechen, von links nach rechts und vom tiefsten Vergnügungszentrum bis hin durch die Falten.

“She Wants to Go and Party”, “The History of Dance”, und “Chillwave” sind die konventionellsten, aber auch komplexesten Songs des Albums, die sich verschiedenen Rock’n’Roll-Gesten hingeben und dabei Ihre Albernheit und ihre Macht hervorheben. Und wenn schließlich „She Wants to Go and Party“ mit wütenden Drumrolls und rigorosen Gitarrenriffs beginnt, kann man Eisenberg’s Mund praktisch zu einem bösen Grinsen um eine halb knurrende Lyrik kräuseln hören. Momente wie diese können zwar auch als reine Punk Affekte verstanden werden, aber es gibt erforschende Denkanstößen zum Generationskonflikt über den Klimawandel, der Anwendung von Folter durch die USA während und nach dem Einmarsch in den Irak und über die Grenzen des kapitalistischen Konsums.

Trotz der vielen Themen, musikalischen Verzweigungen und ohrenbetäubender Geräuschkulissen, behalten Editrix ein gewisses Maß an Klebrigkeit und Zugänglichkeit bei, das man von einer Band mit dieser Art von grenzüberschreitendem Ehrgeiz und Nachdenklichkeit nicht oft zu hören bekommt.

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