MARY J. BLIGE hat sich entschieden, den Titel ihres neuesten Albums nicht zu kryptisch zu gestalten: THE LONDON SESSIONS umfasst 12 Songs, die sie mit Größen wie Disclosure, Emeli Sandé und Sam Smith während eines einmonatigen Aufenthalts in der Stadt aufgenommen hat.
Nach einem Weihnachtsalbum und einem Soundtrack machte sich die R&B-Königin auf den Weg nach London, um einen richtigen Nachfolger ihres letzten Studioalbums „My Life II… The Journey Continues (Act 1)“ aus dem Jahr 2011 aufzunehmen – ein kluger Schachzug, wenn man bedenkt, dass die Briten von Amy Winehouse über Adele bis Sam Smith einige der besten Soul-Musiker und Musikerinnen der Vergangenheit hervorgebracht haben. Der Neustart funktioniert: Disclosure bringt Mary mit Deep-House-Grooves in „Right Now“ und „Follow“ in den Club, während das Gospel-Blues-Zeugnis „Therapy“ (einer von vier von Smith mitgeschriebenen Songs) uns in die Kirche führt. Und auf Tracks wie „Whole Damn Year“ in Zusammenarbeit mit Emeli Sandé – einer klassischen MJB-Ballade – bringt Blige ein bisschen Yonkers nach Großbritannien.
Das Album verbindet Blige’s Paroxysmen mit so unterschiedlichen Kollaborateuren wie Sam Smith, Emeli Sandé und den nicht einmal annähernd britischen Rodney Jerkins und Disclosure. Ein Hauch frische Luft? Sicher. Ironischerweise legt der Eröffnungstrack des Albums jedoch das Missverhältnis dieser Bestrebung bloß. „Therapy“, geschrieben von Blige, Smith und Eg White (am bemerkenswertesten für seine Arbeit mit Adele), wird als Hommage an Amy Winehouse präsentiert. Die vollmundigen Doo-Wop-Rhythmen des Songs klingen deutlich nach „Rehab“, aber Blige’s Refrain fehlt Winehouse’s sehr britischer Sinn für Ironie: “Why would I spend the rest of my days unhappy?/Why would I spend the rest of this year alone/When I can go therapy two times a day?” Es sei denn, Blige stellt das Whiskyglas wieder zurück auf den Tisch.
Es erfordert ein gewisses Maß an Geduld, um über die ersten 15 Minuten des Albums hinauszukommen. Erst dann trocknet die Sängerin tatsächlich ihre Tränen und startet mit dem ersten Disclosure-Track, dem schleppenden Wonk-House „Right Now“ und Jerkins’ unkomplizierter R&B-House-Hymne „Loving You“. Insbesondere letzteres ist nicht so weit entfernt von anderen Disco-Revival-Bemühungen aus Blige’s jüngster Vergangenheit, aber zumindest hier sorgt die Aufrichtigkeit für eine behandschuhte Passform. „I’m in heaven, every time you lay your body next to me,“ singt sie zu Beginn des Tracks und lässt ihren Gesang nur leicht laufen. Blige kanalisiert hier Dutzende großartiger und oft anonymer House-Diven, und natürlich passt sie perfekt in ihre Abstammung.
Das Album endet mit einer Ballade. Es ist zugleich eine letzte Erinnerung daran, dass Blige, selbst wenn sich die Umgebung ändert, Emotionen aus ihrer Stimme herauspressen kann wie nur sehr wenige Menschen auf diesem Planeten. Mit „The London Sesions“ hat Mary 20 Jahre später einen neuen Weg gefunden, um zu zeigen, warum sie ist, wer sie ist.
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