Getreu seinem Titel durchstreift das neue Album von SABRINA CARPENTER im Laufe seiner 12 Songs und 36 Minuten schnell eine wilde Vielfalt an Stimmungen und Musikgenres und verbindet Pop, R&B, Alternative Rock und sogar Country zu einem weitreichenden, aber überraschend zusammenhängenden Ganzen.
„Short n’ Sweet“ ist vielleicht Sabrina Carpenter’s sechstes Album, aber sie selbst sagt, es fühlt sich eher wie ihr zweites an. Nach dem kreativen Durchbruch mit „Emails I Can’t Send“ aus dem Jahr 2022 ist „Short n‘ Sweet“ der kraftvolle nächste Schritt in ihrer Entwicklung als Künstlerin, Person und Persönlichkeit. Wir kennen die Persona bereits von den beiden ersten Singles dieses Albums, „Espresso“ und „Please Please Please“, und ihren Videos: Eine Frau, die hübsch, aber tough, witzig, frech, selbstbewusst, sexuell offenherzig und mit einer feurigen, gemeinen Ader ist, die aber nicht frei von Unsicherheiten und Herzschmerz ist. Die Songs hier handeln fast ausschließlich von Liebe, und zwar von jeder Art: Wahre Liebe, dumme Liebe, Schwärmereien, Ich-sollte-es-besser-wissen-Liebe, die eigentlich Lust ist, Rache, beide Seiten der Untreue und, besonders in den letzten beiden Songs, Herzschmerz.
Aber vor allem gibt es neben den spritzigen Hooks, die die Fans aufgrund der Singles des Albums erwartet haben, noch mehr von dem „Hat sie gerade das gesagt, was ich glaube, dass sie gesagt hat?“ in den Texten, die voller F-Bomben, sexueller Anspielungen und urkomischer Beleidigungen sind, die noch vernichtender rüberkommen, weil sie beinahe alle so unfassbar süß gesungen werden. Der Disney-Hintergrund und die allzu vertrauten Produktionscredits könnten ein abflachendes Gefühl der Konzernhegemonie implizieren. Doch vielleicht sollten wir Disney für seine Talentsuche und Taylor Swift’s und Lana Del Rey’s Produzenten Jack Antonoff dafür feiern, dass er das Beste aus seinen Kollaborateuren herausholt, denn „Short n’ Sweet“ ist ein absoluter Leckerbissen. Carpenter’s Spezialgebiet ist eine charmante Frechheit und sarkastische Offenheit zum Thema modernes Dating.
Obwohl der R&B der Neunziger von „Good Graces“ ein wenig in Vergessenheit gerät, ist die kluge Bissigkeit, die sie in Balladen wie „Dumb and Poetic“ und „Lie to Girls“ steckt, unglaublich einprägsam. Doch nach all der Frechheit, dem Sex und dem Getue endet das Album bittersüß mit dem wehmütigen „Lie to Girls“ („You don’t have to lie to girls/ If they like you, they’ll just lie to themselves“) und dem abschließenden „Don’t Smile“, einer wehmütigen Ballade im Janet-Jackson-Stil, in der Carpenter’s Stimme mit starkem Echo jeden Anschein von Härte fallen lässt und ein altes Klischee auf den Kopf stellt – „Don’t smile because it happened/ Cry because it’s over“ – und traurig über eine verlorene Liebe singt. Es ist ein unerwartet zarter Abschluss eines Albums, das Carpenter nicht nur als vielseitige Sängerin, sondern auch als vielseitigen Superstar etabliert.
Transparenzhinweis: Dieser Beitrag enthält Affiliate-Links. Wenn du über diese Links kaufst, erhält MariaStacks als JPC/Amazon-Partner eine kleine Provision. Für dich bleibt der Preis gleich.
