NOGA EREZ überschreitet stets Grenzen und behandelt Themen gesellschaftlicher Unruhe und Wut gegenüber bestimmten Aspekten des Menschseins, tut dies jedoch durch ihre charakteristische, skurrile und unversöhnliche Klangoptik.
„Mommy from the desert, daddy from the snow and I am everywhere because I got nowhere to go“ ist ein selbstverwirklichender Refrain, der sich bezaubernd zwischen frivolen Hip-Hop-Begleitungen, exzentrischen Jazz-Einflüssen und schwülen R&B-Betten einfügt, verbunden durch lockere, schwankende Electronica, die die 16-Track-Setlist von „THE VANDALIST“, der neuesten Multi-Genre-LP der israelischen Singer-Songwriterin Noga Erez, prägt. Die unverblümte Selbstdarstellung der Single „GODMOTHER“ mit Eden Ben Zakra veranschaulicht perfekt ihre intensiven Auseinandersetzungen damit, wie physische, emotionale, spirituelle und soziale Situationen – insbesondere in Bezug auf ihre nahöstliche Herkunft – in einer chaotischen Gesellschaft, die von einem 24/7- und digitalen Lebensstil geprägt ist, Trost spenden.
Weitere Themen, die Noga Erez auf „THE VANDALIST“ mit bitterem Ernst oder beißender Ironie behandelt, sind etwa die psychische Gesundheit: Dazu zählen die Songs „SAD GENERATION, HAPPY PICTURES“ mit dem Duo Flyana Boss aus Los Angeles und „Smiling Upside Down“ mit Rage-Against-The-Machine-Referenz („F*ck you, I won’t do what you tell me“). Das Herzstück des Albums ist „Come Back Home“, das nach dem 7. Oktober 2023 eine neue Bedeutung bekommen hat: Zeilen wie „I can’t wait to hören the sound/Of you marching back in town/So won’t you count it down…/Three, two, one“ sollten ursprünglich die Gefühle nach einer Trennung beschreiben, werden heute aber mit den von der Hamas entführten Geiseln assoziiert.
Der Track, der auf dem hebräischen Folk-Song „Kama Tov Shebata Habaita“ (1972) von Arik Einstein basiert, ruft Bilder leerer Tische hervor, die unter anderem in Tel Aviv für die Hamas-Geiseln zur Feier des Shabbats gedeckt wurden. „I set the table, waiting for you“, singt Noga Erez schnell gespenstisch passend im Outro des Liedes. Wie Erez erzählt, bietet „THE VANDALIST“ einen differenzierten Blick auf das Leben – sowohl persönlich als auch online – und lotet dabei die Grenzen des Genres aus. Von der Mischung verschiedener Klangstile bis hin zu Texten voller Neugier und Frechheit sind viele Elemente von „THE VANDALIST“ gewagt – genau das war Erez’ Absicht.
Manche Songs sind wütend, manche neugierig, manche hoffnungsvoll und manche einfach nur lustig. Alles in allem markiert das Album einen Neuanfang für Erez, bei dem sie keine Angst hat, ehrlich und verletzlich zu sein.
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