Madonna – Bedtime Stories

Kategorie: Albums, Pop, R&B

KLANGSTART: Oktober 1994

Vielleicht hat MADONNA einigen von uns mit dem letzten Album eine Überdosis der rohen Fleischlichkeit verpasst. Vielleicht will sie aber nur eine optimistischere Herangehensweise an Sex bieten als das distanzierte Erotica. Wie auch immer, BEDTIME STORIES ist ein warmes Album mit tiefen, sanft pulsierenden Rhythmen.

Die erste Single des Albums, das überraschend dezente „Secret“, ist eine der nacktesten Darbietungen in Madonna’s langer Karriere. Akustische Gitarren, gekonnt versüßte Gesänge und die charakteristischen R&B-Beats von Produzent Dallas Austin entführen uns gefühlvoll in ihre unruhige, aber beruhigende Welt. Trotz der zahlreichen Produzenten und Genre-Ruckler des Albums ist es dieses Thema der Sehnsucht, das das Ganze zusammenhält. Ob es die poetische Ballade „Love Tried to Welcome Me“ ist, die von einer Stripperin inspiriert wurde, die Madonna in einem Club kennengelernt hat, oder das bezaubernde „Sanctuary“, in dem sie Walt Whitman’s „Vocalism“ zitiert, Madonna scheint sich mehr für Literatur und die Psyche des Menschen zu interessieren, als für die Sexualbiologie. Die Mischung aus Trauer und Romantik des Albums – sie vergleicht Zurückweisung mit einem Aphrodisiakum auf „Forbidden Love“ und setzt Tod und Verlangen auf „Sanctuary“ gleich – entlarvt eine Frau, die möglicherweise eine ernsthafte Therapie benötigt hätte.

Madonna war in den letzten Jahren eine belagerte Künstlerin. Sex, ihr Softcore-Porno-Kaffeetischbuch, wurde als obszön bezeichnet. Ihr vorheriges Album „Erotica“ mit seiner Vielseitigkeit und dem effektiven New Jack Swing-Tourismus wurde dagegen allgemein gut aufgenommen. Aber „Bedtime Stories“ ist, wenn wir die Pepsi Challenge mit „Erotica“ voll durchziehen müssen, ein verschwommenes Nicht-Ereignis eines Albums. Der abschließende Track und Hitsingle „Take a Bow“ ist ein freundlicher Song, üppig in Produktion und Stimmung, und verdientermaßen länger in den Charts als jede andere ihrer Singles. Babyface’s Auftritt hier, ist ehrlich gesagt sehr reizvoll. Es zeigt uns Madonna in ihrer sensibelsten und mutigsten Form. Doch langjährige Madonna-Fans sehnen sich vielleicht immer noch nach der ekstatischen Beschwingtheit ihrer frühen Hits. 

Und selbst aufgeschlossene ZuhörerInnen werden vielleicht feststellen, dass die neuen Tracks weniger als Einzelstücke funktionieren und mehr als zurückhaltendere, introspektive Atmosphäre für einen elegant eingerichteten Raum, in dem sich die Dame des Hauses zurückziehen kann. Aber nach sieben Alben in ihrer Karriere lässt sich nicht leugnen, dass Madonna sich weiter vorwärts bewegt und Barrieren überwindet.

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