TELL ME YOU LOVE ME blickt in zu viele andere Richtungen: Disco, EDM, düstere Elektro-Goth-Balladen. Diese Vielfalt hat uns bisher davon abgehalten, DEMI LOVATO als jemanden mit einer klaren Vision zu betrachten. Aber sie könnte etwas Wertvolleres haben: Durchsetzungsvermögen.
Seit ihrem Debüt 2008, dem spritzigen „Don’t Forget“, hat sie ihre Zehen in fast jedes Pop-nahe Genre eingetaucht. Sie produzierte zwei Alben mit zahmen Pop Punk, während sie noch in der Disney-Maschine schuftete; „Unbroken“ und „Demi“, die nach der Erholung ihres Tiefpunkts veröffentlichten wurden. Es waren zwei generische, Club-taugliche Gerichte. Mit „Confident“ folgte 2015 ein Schritt nach vorne, der von einem ansteckenden Hit verankert wurde – dem kühnen, bi-neugierigen „Cool for the Summer“ –, aber Lovato fühlte sich immer noch wie eine Stimme (und eine Persönlichkeit) auf der Suche nach Material, das ihr gerecht würde. Mit „Tell Me You Love Me“ hat sie sich endlich in einem durchweg fesselnden Raum niedergelassen: flirtender R&B, der ebenso aufregend gedämpft wie hochfliegend ist.
Außerdem stellt es sicher, dass Lovato’s nicht unwesentliche Gesangstalente im Mittelpunkt stehen. Lovato’s volle lyrische Sopranstimme ist im Laufe der Jahre gut gereift und, abgesehen von einem kleinen Krächzen auf der ersten Single und dem Eröffnungstrack „Sorry Not Sorry“, während des gesamten Albums in guter Form. Lovato nutzt ihr gesamtes Spektrum geschickt aus – von schwülen Tiefen bis hin zu kraftvolle Höhen. Abgesehen davon, dass die Platte länger als nötig läuft, ist das klagende „You Don’t Do It for Me Anymore“ der herausragende Song des Albums, wobei Lovato’s Gesang perfekt die Stimmung des Tracks bedient und in genau den richtigen Momenten starke Emotionen vermittelt. „Ruin the Friendship“ mit seiner eindringlichen Basslinie verwendet Hörner, um seinen minimalen Klang zu verstärken, während die Hörner des gleichnamigen „Tell Me You Love Me“ für zusätzliche Wärme sorgen.
Der Pre-Chorus von „Daddy Issues“ stellt einen seltenen stimmlichen Fehltritt dar, aber die verstörenden Texte des Songs – versteckt zwischen lustigem, peppigem Dance Pop – lenken etwas davon ab. Natürlich ist heutzutage keine Platte eines der großen Pop-Girls komplett ohne das Feature eines Rappers. Lil Wayne fügt „Lonely“ einen kleinen Vers hinzu, der diesen Track nicht wirklich davor bewahren kann, platt zu wirken. Der Refrain geht nirgendwo hin und die Kraftausdrücke wirken etwas gezwungen. Einer der wenigen Blindgänger auf dem Album. Lovato’s Behauptungen, dass „Tell Me You Love Me“ von R&B durchdrungen ist, erweisen sich am Ende als wahr und gemeinsam mit den Soul-Elementen hat Demi endlich Ihre große Stärke gefunden.
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