Das dritte Album des Rappes SABA aus Chicago beinhaltet Gastbeiträge von 6LACK, Black Thought, Cheflee, Daoud, Fousheé, G Herbo, Eryn Allen Kane, Krayzie Bone, Mereba, Pivot Gang, Smino und Benjamin Earl Turner.
Nach drei Alben liefert der Rapper Saba weiterhin schimmernde Aufzeichnungen erwachender Hoffnung, die aus seinen Beobachtungen des Leidens in Austin, einem Vorort im Westen der Stadt Chicago, entstanden sind. Saba (geb. Tahj Malik Chandler) gründete 2012 zusammen mit seinem Bruder Jerrel (alias Joseph Chilliams), seinem Cousin Walter Long (John Walt) und seinem Highschool-Kumpel Logan Yutters (MfnMelo) das Kollektiv Pivot Gang. Ihr Debütalbum als Gruppe, „You Can’t Sit With Us“, wurde 2019 veröffentlicht und für seinen Witz und seine Produktionskünste gefeiert. In der Zwischenzeit hat Saba bereits zwei eigene Alben veröffentlicht, „Bucket List Project“ von 2016 und das benommene, introspektive „Care For Me“ von 2018. Auf „Few Good Things“ feiert der 27-Jährige die Siege, egal wie klein sie sind.
Die Produktion von Saba ist locker und tiefliegend. Er lässt seine Samples gegeneinander rutschen und gleiten, dahinjagende und wahllose Percussion-Breaks häufen sich an, wie so viele gelockte Rhythmen auf batteriebetriebenen Plattenspielern. Kombiniert mit einer Vorliebe für Septakkorde auf gezupften Saiten und sanften Crescendos gestapelter, gefühlvoller Harmonien verleiht es der Platte ein sonniges 70er-Feeling. „Let’s acknowledge the full spectrum of black emotion when dealing with this album,“ fordert ein begleitender Post des Künstlers. „We grieve. And also we celebrate. And we fuck. And we get money […] And we are more than one thing all at the same time.“ Es ist eine herzliche Bitte, das Album in seiner ganzen Fülle anzunehmen – den Schmerz, ja, aber auch Freude und bittersüße Nostalgie.
Auf „Come My Way“ passt Saba seinen Flow an seine Gefühle an, sprintet während der Strophen durch Kindheitserinnerungen und zieht seine Träume vom Reichwerden in den Refrains in die Länge. Mit hochgepitchter Stimme rappt Saba auf „„an Interlude Called Circus“: „Bout time I think it’s bout time“, sein Flow kollidiert mit sanften Akkorden, bis der Beat einsetzt, die Zeit definiert und der folgende Track „Fearmonger“ einrastet. Für ZuhörerInnen ist Zeit der Schlüssel, um das Album zu verstehen, und für Saba, um seine Erinnerungen in Worte zu fassen. Auf dieser Platte verbindet Saba gekonnt die skurrile und spirituelle Natur der Soulmusik mit der Schreibkunst auf GOAT-Niveau, die an den bewussten Rap vergangener Zeiten erinnert.
Das Ergebnis ist ein herrlicher Neo-Rap-Sound. Das passt nicht so recht zur Partymusik seiner Zeitgenossen, sodass Rapper wie Saba oft auf der Strecke bleiben und ohne große Auszeichnungen absolute Perfektion abliefern. Das ist schade, denn dies ist ein Album auf göttlichem Niveau.