Etwa 30 Sekunden nach Beginn des eröffnenden Tracks setzen diese Gesänge ein und man wird sofort an einen melancholischen, magischen Ort transportiert, an den uns nur TUNNG bringen können.
Dieses Jahr jährt sich die Veröffentlichung des ersten Tunng-Albums, „Mother’s Daughter And Other Songs“, zum 20. Mal – und in den zwei Jahrzehnten seit seiner Veröffentlichung sind sie als führende Lichter der „Folktronica“-Bewegung bekannt geworden. Ob es nun Sam Genders‘ andere Band Diagrams ist oder Mike Lindsay’s Arbeit mit Laura Marling in „LUMP“, ihr Einfluss scheint sich weit verbreitet zu haben. Für das achte Album der Band, „Love You All Over Again“, sind sie zum Sound dieses Debütalbums zurückgekehrt. Es ist ein vertrauter, warmer Klang – als würde man in einem warmen, gemütlichen Zuhause willkommen geheißen. Die Akustikgitarren vermischen sich mit Beats und hypnotischer Perkussion, die Harmonien sind wunderschön und ab und zu taucht ein seltsames Spoken-Word-Sample auf.
„Why do we play this amazing stupid messed up game?“, fragen Sam Genders und Becky Jacobs in „Everything Else“, ihre Stimmen tadellos synchron. Verschiedene Bilder und Aussagen fangen das Wunder und die Verwirrung ein, die der menschlichen Existenz innewohnen („We gorge ourselves and laugh like mad”, “It makes no sense to be here now“). Der Track wird durch präzise Beats, hornartige Synthesizer und gut platzierte Summen, Surren und Zischen zeitgemäß gemacht. „Didn’t Know Why“ zeigt die Band beim vertrauten Zusammenspiel mechanischer Klänge, akustischer Gitarrenstimmen und eingängiger melodischer Konstruktionen. Textlich betont der Track die surrealen Neigungen der Band („Jenny said no I don’t want to go home / screamed at the sky and she swallowed her phone“).
„Deep Underneath“, einer der charmantesten Songs der Platte, kombiniert Gitarrenspiel mit verzerrten Synthesizern. Die schläfrige Harmonie zwischen Jacobs und Genders balanciert auf dem Abgrund zwischen süß und beunruhigend, sodass die Zeile „we are in your blood“ eine treffende Widerspiegelung dessen zu sein scheint, wie das Lied heimlich ins Herz sickert. Diese Stimmung wird in „Levitate a Little“ beibehalten, das mit der verblüffenden Bildsprache beginnt: „twenty ravens in the basement / eating crisps and drinking beer“. Insgesamt ist „Love You All Over Again“ ein Album, das es rechtfertigt, Zeit zu bekommen, um seine hypnotische Magie zu entfalten, seltsam und doch zugänglich, die uns überflutet und in ihren Bann zieht.