TOMORROW IS MY TURN von RHIANNON GIDDENS ist ein eindringliches, oft schmerzlich schönes Beispiel dafür, wie Lieder, die tot und begraben scheinen, auf erhabene Weise aus dem Grab auferstehen können.
Während der Proben für das Konzert „Celebrating the Music of Inside Llewyn Davis“ wandte sich T Bone Burnett, der musikalische Leiter, an Rhiannon Giddens und schlug vor, gemeinsam ein Album aufzunehmen. Das Ergebnis ist das wunderschöne „Tomorrow is My Turn“, das die gesamte Gesangspalette und Kraft der Frontfrau des innovativen Streichbandtrios Carolina Chocolate Drops zur Schau stellt. Die klassisch ausgebildete Giddens verleiht Coverversionen von Liedern verschiedenster Autoren ihren eigenen Stempel und ihre emotionale Authentizität. Es gibt eine feurige Version des von Odetta inspirierten Waterboy und sie würdigt auch vergessene Musikerinnen wie Geeshie Wiley und Elizabeth Cotten. Die 11 Songs, die Giddens und Burnett für das Album ausgewählt haben, sind stilistisch vielfältig und umfassen Blues, Folk, Country, Gospel, Jazz und sogar französischen Chanson.
Giddens, die einen afroamerikanischen, europäisch-amerikanischen und indianischen Hintergrund hat, verwebt die verschiedenen Stränge amerikanischer Folkmusik zu einem Gesamtbild, das auch eine musikalische Autobiografie ist. „I always felt culturally adrift as a child because I’m mixed race“, bemerkte Giddens in einem Interview. „I’ve had to deal with that since I was little. Who am I? What makeup do I have? What are the black and the white? So that just kinda made me even question what is in our background, and then hearing bluegrass and old country Hank Williams stuff and then hearing ’30s and ’40s jazz and blues records, and hearing all the music that makes North Carolina … and then getting my mom who is into Andre Segovia exposing me to a whole different side of things. I was having the perfect storm of all those different things coming togethern.“
Giddens zeigt sich in „Tomorrow Is My Turn“ stets listig, indem sie Elizabeth Cotten’s „Shake Sugaree“ einen täuschend lebhaften kleinen Touch verleiht und Dolly Parton’s „Don’t Let It Trouble Your Mind“ als rollenden Progressive-Folk inszeniert Melodie, die eine unsichtbare Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart schlägt. Ein Großteil von Giddens‘ Arbeit an „Tomorrow Is My Turn“ zeigt die Vorteile einer solch sorgfältigen, bewussten Gestaltung und passt gut zu Burnett’s hübscher Akustik. Zum Glück ist die Strenge, die sich manchmal in T-Bones neue Millennial-Werke einschleicht, nirgendwo zu finden; Giddens strahlt eine Wärme aus, die für den Erfolg der Platte entscheidend ist.
Ihre lockere, einladende Note ist jedes Mal ein Balsam, wenn „Tomorrow Is My Turn“ gespielt wird, aber erst bei den aufeinanderfolgenden Durchläufen beginnen sich die Feinheiten von Giddens‘ Konstruktion – ganz zu schweigen von ihren subtilen politischen Botschaften – durchzusetzen.
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