CIRCUIT DES YEUX aus Indiana macht auf ihrer neuesten Veröffentlichung REACHING FOR INDIGO kraftvolle und mutige Musik.
Die Ereignisse, die Haley Fohr zu „Reaching for Indigo“ inspirierten – Haley Fohr’s beeindruckendem fünften Album als Circuit Des Yeux – klingen zugleich wie ein Exorzismus und eine Erleuchtung. Wie die in Lafayette, Indiana, geborene und in Chicago lebende Songwriterin erzählt, brach sie Anfang 2016 eines Nachts auf mysteriöse Weise zusammen und fand sich „verkrampft, erbrechend und weinend“ auf dem Boden wieder. Danach zog sie von zu Hause aus und entwickelte schließlich ein offeneres Verständnis für die Welt um sie herum. In den Fußnoten widmet sie „Reaching for Indigo“ diesem Moment ihres Lebens. Die erschütternde Geschichte ist eine passende Fortsetzung der seltsamen Entwicklung ihrer Musik, die sich stets mit der Art und Weise auseinandersetzt, wie Leben und Natur uns verändern können, trotz unserer Bemühungen, einen logischen Faden durch all das zu finden.
„Reaching For Indigo“ ist in der Avantgarde-Musik von vor einem halben Jahrhundert verwurzelt, wirkt aber nie retro. Es ist eine moderne Platte, aufgenommen von einer Sängerin mit einem unglaublichen vier Oktaven umfassenden Bariton, die sowohl als Künstlerin als auch als Musikerin arbeitet, mit digitaler Technologie und Collagetechniken vertraut ist und nie einen naturalistischen, „Live-im-Studio“-Sound anstrebt. Die Tropen der romantischen Kunst werden bewusst manipuliert, doch die Künstlichkeit bleibt deutlich, und das fertige Werk wirkt dadurch realer. „Brainshift“ spielt auf Transformation an – „Brain shift, came like a tidal wave“ – während Fohr’s Gesang sich über minimale Keyboards und Bläser schlängelt – es ist warm, vollmundig und eindeutig gefährlich wie Likörwein.
Tatsächlich herrscht auf „Reaching for Indigo“ eine bessere Balance zwischen Widerspenstigkeit und Geschicklichkeit als auf dem Vorgänger „In Plain Speech“. Fohr’s Stimme gräbt sich noch immer mit tektonischer Kraft durch die Erde und strebt nach Licht. Die Wehmut ihrer Stimme bei etwa 1:20 von „Black Fly“, kombiniert mit sanften Akustikgitarrenklängen, strahlt geradezu Mitgefühl und Güte aus. Ein wohlwollender Moment des Ausstreckens. Mit ihrer verblüffenden, tiefen Stimme – gepaart mit raffinierter, üppiger Experimentierfreude – übertrifft „Reaching for Indigo“ den traditionellen Reiz einer Singer-Songwriterin. Immer wenn Haley Fohr singt, ist es, als ob die Instrumentierung um sie herum für einen Moment in der Zeit eingefroren wäre – ein echtes Kompliment für ein Album, das sie mit so vielen ungewöhnlichen Schwingungen umgibt.
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