Fast ausschließlich auf Spanisch gesungen, ist das neue Album von Arca sowohl ein Exorzismus als auch eine Begrüßung Ihrer Geister. Alejandra Ghersi hat ihren Wunsch deutlich gemacht, so viele Dinge wie möglich gleichzeitig zu sehen, Freude an jeder Ebene der Existenz zu finden und „KiCk i“ ist der Klang der Menge des Lebens, ein Soundtrack zum Auflösen der Barrieren, die uns einst definiert haben. Um die Menge zu beschreiben, die dieses Album enthält, benutzt sie ihre gesanglichen Fertigkeiten. Die Gesänge auf „KiCk i“ sind entweder hart oder ätherisch, die Synthesizer klingen wie aus den Wolken geschnitten und Ghersis markantes klirrendes Schlagzeug erinnert an Rüstungen, aber auch an die Risse darin. Die gummiartigen, rasselnden Beats von „Rip the Slit“ könnten nicht weiter vom anmutigem und schwerelosem Electro-Pop von „Time“ oder den gespenstischen, Arca-ähnlichen Tönen von „Calor“ entfernt liegen.
Doch die Extreme an Stärke, Verletzlichkeit, Aggression und Faszination vereinen sich in einer Harmonie, die jeden Teil ihrer Musik zum Leuchten bringt. Auf „Mequetrefe“ behauptet sich eine zarte Melodie, wenn ein Reggaeton-Beat gigantische Ausmaße erreicht und Ghersi einen abfälligen spanischen Begriff als Schlagwort für die revolutionäre Art der Männlichkeit zurückerobert. Sie geht noch weiter auf dem polternden „Riququi“, wo sie verschiedene Sprachen und Stile zerschmettert und sie als etwas Neues auferstehen lässt. Bei ihren frühen Veröffentlichungen war Arca anonym, dargestellt durch die groben und schönen Avatare von Jesse Kanda, deren Mixtapes manchmal nur durch Symbole benannt wurden. Es war eine dramatische Wandlung, als Arca auf Ihrem dritten selbstbetitelten Album zu singen begann.
Auf „KiCk i“ ist ihre Stimme klar und gemeinsam mit diesem atemberaubenden Albumcover – ist sie wirklich im Zentrum Ihrer kreativen Schaffenskunst angekommen. Wie bei FKA Twigs ist es inspirierend zu sehen, wie sich eine Künstlerin, die das letzte Jahrzehnt begonnen hat, sich durch ihren Außenseiterstatus definiert und sich zwischen mehreren Mysterien versteckt hielt, nun so stolz präsentiert. Der Eröffnungssong „Nonbinary“ ist eine brandneue Richtung, ein Rap mit Maschinengewehrschüssen und schwerwiegenden Prahlereien. “Bitch, I’m special, you can’t tell me otherwise / That’d be a lie / Who do you think I am? / It’s not who do you think you’re dealing with, no / ‘Cause you’re not „dealing with” / There’s no deal”. Ihr neues Album macht durchweg Spaß, daher ist die Tatsache, dass es sich immer noch wie ein Anti-Höhepunkt anfühlt, nur ein Beweis für Arca’s Geschichte der Tapferkeit und Originalität.
Arca hat sich ein seltenes Björk-Feature auf ihrer Platte verdient, aber „Afterwards“ wäre ein ebenso unauffälliger Song auf einem Björk-Album gewesen. So wirkt dieser Song leider einfach nur frustrierend. Schade. Für Ablenkung davon sorgen allerdings die meisten anderen sehr überzeugende Songs hier, die uns mehr über die Frau erzählen, die so kühn auf dem Cover des Albums steht.
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