BON IVER’s dreiteilige Songsammlung SABLE ist ein Akt der Verletzlichkeit und Entlastung. Geschrieben und aufgenommen an einem Wendepunkt, sind es Lieder der Besinnung, Angst, Depression, Einsamkeit und Versöhnung. Im Vergleich zum kargen Minimalismus seines dreiteiligen Vorspanns versprüht FABLE dagegen üppige Lebendigkeit.
Mit seiner „Sable EP“ vom letzten Oktober kehrte Justin Vernon kurz zu den traurigen Man-in-a-Cabin-Vibes von Bon Iver’s Albums „For Emma, Forever Ago“ zurück. Nun hat der Musiker aus Wisconsin dieses düstere Album – zumindest im übertragenen Sinne – in ein Soul-Album gepackt: Das Cover von „SABLE, fABLE“ zeigt ein schwarzes Quadrat, umgeben von einem lachsfarbenen Rahmen. Die Sable-Songs dienen als Ausgangspunkt für Bon Iver’s bisher entspanntestes Album. Das Wort „Sable“ impliziert Dunkelheit, und in diesem Triptychon versuchte Justin Vernon, einen lang gehegten Schmerz zu verarbeiten. Am Ende des letzten Songs „AWARDS SEASON“ erklingt der Hauch einer leichteren Melodie – ein Dröhnen, ein Schimmer, eine Glut, Hoffnung auf mehr.
„SABLE“ war der Prolog, ein kontrolliertes Feuer, das den Weg für neue Möglichkeiten freimachte. „fABLE“ ist das Buch. Geschichten von Einführung und Feier. Strahlende, kunstvolle Popmusik umspielt Vernon’s Stimme, während er sich auf eine neue, wunderschöne Ära konzentriert. In jedem Song ist sein Blick auf eine bestimmte Person gerichtet. Es ist Liebe, was bedeutet, dass „fABLE“ von intensiver Klarheit, Fokus und Ehrlichkeit geprägt ist. Weniger unregelmäßig als zuvor, ist Justin’s Erlösung gefühlvoll, fast spirituell in ihrer Darbietung, nicht zuletzt in „Day One“, dem Song von Dijon und Flock of Dimes. „Ich weiß nicht, wer ich ohne dich bin“, fleht Justin über E-Pianos hinweg in seinem Ausdruck unerschütterlicher Liebe.
Das strahlende „Everything Is Peaceful Love“ greift die ernsthafte Lyrik des Albums auf und verleiht ihr eine ungewöhnlich optimistische Instrumentalbegleitung – eine Wendung, die sich bis zu „If Only I Could Wait“ fortsetzt. Mit der Produktion von Jim-E Stack (Gracie Abrams, Lorde) und Gastgesang von Danielle Haim tendiert der Track zu einem wärmeren, poppigeren Sound – eine wenig überraschende Wendung angesichts Vernon’s Zusammenarbeit mit einigen der größten Namen des Genres. Doch auch hier bleibt sein charakteristisches Zusammenspiel von Bariton und Falsett erhalten, nahtlos in das reduzierte Arrangement integriert, um die lyrische Ehrlichkeit im Mittelpunkt zu halten.
„SABLE, fABLE“ ist eine Platte von seltener Schönheit und Hoffnung, die sich nahtlos in den Katalog einer Band einfügt, die stets Außergewöhnliches geleistet hat. Nachdem das Experimentieren zum ersten Mal seit Langem auf Eis gelegt wurde, vertraut Vernon auf die Grundlagen seiner Kunst und offenbart, was viele von uns schon lange wussten: dass er einer der begabtesten Texter und Songwriter der heutigen Musikszene ist.
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