Wenn Träume der Ort sind, an dem das Unterbewusstsein seine tiefsten Wahrheiten preisgibt, dann ist ETERNAL REVERIE von TOKiMONSTA das bisher lebendigste Album.
Die Grammy-nominierte Produzentin und Künstlerin TOKiMONSTA hat ihr mit Spannung erwartetes Studioalbum „Eternal Reverie“ veröffentlicht. Ursprünglich als kreatives Erkundungsprojekt konzipiert, entstand das Album in einer schweren Zeit, in der eine Freundin ihre letzten Tage erlebte. Doch die Tragödie wird auf den Kopf gestellt – TOKiMONSTA gestaltet das Albumdesign als Hommage an diese besondere Beziehung. Musik war damals ein Trost, und die spritzige, hyperkinetische Reise durch die Dance-Musik fühlt sich heute wie eine dringende Feier des Lebens an. Der schimmernde Disco-Pop von „Lucky U“, befeuert vom luftigen Gesang des Gastsängers Gavin Turek, ist ein Höhepunkt, ebenso wie der entspannte Soul von „On Sum“. Anderson .Paak unterstreicht die Vorzüge der molekülverändernden Liebe über Lee’s ruckelnder, auf rollenden Drum-Fills basierender Produktion. In „Sci Fi“ setzt Lee unterdessen schwungvolle Old-School-Hip-Hop-Breakbeats ein, um die prägnanten Verse von Rapper Mez hervorzuheben.
Das Album glänzt durch die Funk-Hooks und die zuckersüßen Sample-Snippets. Der Doppelschlag von „Enjoy Your Life“ und „Corazón / Death by Disco, Pt. 2“ entfaltet sich mit der Wärme und Spontaneität eines sonnigen Windstoßes. Einfühlsam, beschwingt und elektrisierend. Noch wichtiger ist, dass diese Tracks Lee’s akustische These in einem weiteren Jahr der Ungewissheit untermauern: Wir haben ein Recht auf Freude und die Pflicht, sie zu leben: „Have a ball where you want it. Your freedom’s like a rash, it just can’t stop a-spreading.“ Sich zu bewegen heißt, frei zu sein. Natürlich reicht es nicht aus, den Leuten zu sagen, sie sollen lächeln, wenn sie es wirklich brauchen. Mitreißende Beats sind unerlässlich, und Lee enttäuscht hier nicht. Ihre wahre Stärke ist ihre Erfahrung als Plattensammlerin und ihre versierte Sampling-Technik. Sie besitzt ein fast schon instinktives Gespür für Hooks und Grooves – sie fügt Samples wie die wesentlichen Bestandteile eines Puzzles zusammen.
Vor unseren Augen (oder besser gesagt Ohren) verbindet sie den warmen Funk der 70er mit futuristischen Elementen der 80er. Noch wichtiger ist, dass sie die typischen Acid-House-Klänge perfekt umsetzt und diese Klänge gleichzeitig mit gerade genug verwaschenem Hall und Delay umhüllt, um ihnen ein Gefühl von Weite und andächtiger Distanz zu verleihen. „Eternal Reverie“ ist von Anfang bis Ende fesselnd. Obwohl die kürzeren Tracks „Warm Water (Interlude)“ und „Eternal“ unfertig wirken, als hätte TOKiMONSTA die ersten Songs zu früh zurückgezogen, sind sie lebendig und unterhaltsam. Wenn es Enttäuschung gibt, dann aus dem Wunsch nach mehr von etwas Gutem. Auf „Eternal Reverie“ gibt es keine Nieten.
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