Mit Instrumentalstücken, die einen wie ein Tornado der Stufe 5 einatmen, und Gefühlen, die in einem den Wunsch wecken, die nächste Tür einzutreten, handelt es sich bei den LAMBRINI GIRLS um eine der unterhaltsamsten und furchtlosesten Bands Großbritanniens.
Im Jahr 2023 haben Phoebe Lunny und Lilly Macieira bewiesen, dass sie mehr als kompetent darin sind, den Problemen der heutigen Zeit ein gitarrenförmiges Messer an die Kehle zu führen – was ihnen mit ihrem neuen Album erneut gelungen ist. Wählen wir unser ganz persönliches Problem: die abstoßend weit verbreitete sexuelle Belästigung von Frauen am Arbeitsplatz? Die aufreibende Verzweiflung im Umgang mit einem toxisch maskulinen Mann? Die dystopische Verdrängung von Opfern der Gentrifizierung? Dies sind nur einige der Probleme, die die Lambrini Girls in diesem neuen Album mit brillantem Sarkasmus angehen und die Täter dieser sozialen Missstände verspotten.
Gitarristin und Sängerin Phoebe Lunny und Bassistin Lilly Macieira kommen mit dem Album-Opener „Bad Apple“ direkt zur Sache, einem verzerrten Krawall-Track, der miese Polizisten anprangert. „Officer what seems to be the problem? / Or can we only know post mortem?“, fragt Lunny mit ihrem typischen krächzenden Kreischen. Es ist eine eindringliche Widerspiegelung der modernen Polizeibrutalität und des Fehlverhaltens, die im vergangenen Jahr zu einem Anstieg der Zahl der entlassenen und aus dem Dienst ausgeschlossenen Polizisten in Großbritannien um 50 Prozent geführt haben. In den USA wurden Berichten zufolge innerhalb von acht Jahren 956 Zivilisten von den Behörden erschossen.
In einem Großteil des Albums halten Lunny und Macieira dem aktuellen zerrütteten Zustand der Gesellschaft einen Spiegel vor. In „You’re Not From Round Here“ nehmen sie die Gentrifizierung ins Visier, wobei Lunny’s lautstarker Protest gegen die Zerstörung der Identität der Nachbarschaft in einem den Wunsch weckt, sich mitten in einem Moshpit zu entfesseln: „Town hall becomes a brewery / Furthering disparity / Drowning out sense of what was community.“ Unterdessen thematisiert „Company Culture“ sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz und das elektrisierende „Big Dick Energy“ beleuchtet gefährliche männliche Anspruchshaltungen.
Aber der letzte Track von „Who Let the Dogs Out“ schlägt eine andere Richtung ein. Es gibt Synthesizer, einen Four-to-the-floor-Diskobeat und einen eingängigen, mitsingbaren Refrain. Anstelle der bereits erwähnten Litanei gesellschaftlicher Übel bietet der Text eine Liste positiver Handlungen und kämpferischer Freuden. 2024 war ein kraftvolles Jahr für beißende und sympathische Gesellschaftskritik von Leuten wie Amyl and the Sniffers, Bob Vylan, Kneecap und Fat Dog, und die Lambrini Girls haben diese brodelnde Energie bereits ins Jahr 2025 mitgenommen.